Ein bisschen Geschichte
Capoeira ist ein ca. 300-400 Jahre altes brasilianisches Kampfspiel, das sich im Laufe der Jahre zu einer wahren Kampfkunst entwickelt hat. In ganz Brasilien wirst Du Capoeiristas und Capoeiragruppen sowie –schulen finden. Die Zahl der Aktiven dort geht in die Millionen, man kann sagen, dass es zum Nationalsport geworden ist. Capoeira begeistert immer mehr Menschen auch über die Grenzen Brasiliens hinaus durch elegante und spektakuläre Techniken. Aber auch aufgrund der offenen und integrativen Art der Capoeiristas gibt es heute Capoeira auf der ganzen Welt.
Die Entstehung der Capoeira liegt auf den brasilianischen Zuckerrohrplantagen. Ihre Wurzeln jedoch kamen bereits mit den Sklaven aus Afrika nach Brasilien. Man vermutet, dass Capoeira sich ursprünglich aus Wettkämpfen zwischen jungen Männern oder gar Stämmen entwickelte. Auch öffentliche Kraft- und Mutproben oder Initiationsrituale zum Mann haben zur Entstehung von verschieden Kampfspielen geführt. Diese Kampfspiele haben alle etwas gemeinsam - sie sind ein ganzheitliches Training, um Menschen das Kämpfen beizubringen. Aus diesen Riten und dem Wissen darum entwickelte sich auf Brasiliens Plantagen eine neue Form des Widerstands. Die Sklaven suchten einen Weg, sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren und dann zu fliehen. Kampftechniken und Kampfschulungen wurden als scheinbar harmlose Tänze getarnt. So kam es, dass Capoeira seitdem untrennbar mit Musik und tänzerischen Bewegungen verbunden ist.
Die drei Hauptströmungen der Capoeira
Es gibt drei große Hauptströmungen der Capoeira: Angola, Regional und die sogenannte Contemporânea (zeitgenössische Capoeira).
Capoeira Musik
Das Berimbau
Ein Berimbau ist ein Musikbogen mit einem sehr eingängigen Klang. Es ist aus Pfeil und Bogen entstanden und gilt als eines der ersten Saiteninstrumente der Welt. In einer Bateria spielen drei unterschiedlich gestimmte Berimbaus. Das mit dem größten Klangkörper (Cabaça) und dem tiefsten Ton nennt man die Gunga. Das Berimbau mit der kleinsten Cabaça und höchsten Ton heißt Viola, und das Berimbau zwischen diesen beiden Größen ist Médio. Das Berimbau ist so sehr mit der Capoeira verbunden, dass es einfach nicht wegzudenken ist. Es ist das stärkste Symbol für Capoeira, und wenn Du eines hörst, kann eine Roda de Capoeira nicht sehr weit sein. Im Gegensatz zu den anderen Instrumenten muss man ein Berimbau richtig kennenlernen: Es gibt den langen tragenden Stock, die sogenannte Verga, die zum Bogen gespannt wird. Die Metallsaite nennt man Arame. Des Weiteren gehört eine kleine Handrassel – das Caxixi – dazu. Gespielt wird schließlich mit einer Münze, dem Dobrão, und einem dünnen Stöckchen zum Anschlagen der Saite, der Baqueta.
Bevor Du loslegst, lass Dir von Deinem Lehrer (Mestre) zeigen, wie man ein Berimbau richtig spannt. Das will gelernt sein, denn ein Berimbau kann leicht brechen! Dein Mestre wird Dir auch die richtigen Toques (Rhythmen) zeigen, mit Deinem Smartphone kannst Du sie gut aufnehmen und zum Üben als Referenz benutzen.
Besonderheiten:
Verheiratete Berimbaus, sogenannte Berimbaus casados sind in Brasilien sehr üblich und etwas Besonderes. Der Mestre stimmt den Klang der Cabaças (Kalebassen) mit den jeweiligen Vergas (lange Holzstäbe) ab, und zusätzlich werden die 3 Berimbaustimmen ebenfalls miteinander abgestimmt. Die richtige Stimmung zu finden, erfordert viel Erfahrung und Zeit, daher sind Berimbaus casados oder sogar Baterias casadas immer besonders kostbare Unikate, die in aufwendiger Handarbeit entstehen. Bis man die passenden Einzelstücke zusammengebracht und den idealen Sound gefunden hat, kann viel Zeit vergehen, daher spricht man von einer Hochzeit, wenn es dann doch endlich geklappt hat!
Das Pandeiro
Das Pandeiro ist eine kleine Handtrommel, die dem hier bekannteren Tamburin sehr ähnelt. Es hat jedoch eine andere Schellenanordnung und entwickelt dadurch einen sehr eigenen Klang. Die kleine Rahmentrommel hat seine Wurzeln im arabischen Raum. Seit seiner Reise nach Brasilien hat es sich zu einem vielseitigen Allstar entwickelt. Es ist im ganzen Land verbreitet, beliebt und taucht in vielen Musikstilen auf.
Das Pandeiro ist durch seine große Vielseitigkeit zum Symbol für brasilianische Trommelkultur geworden. Es ist unglaublich, was einige sehr gute Spieler aus diesem kleinen Alleskönner für Rhythmen zaubern können. Im Capoeira hat das Pandeiro ebenfalls einen festen Platz. In der Bataria einer Capoeira Roda sieht man in der Regel zwei Pandeiros.
Die Atabaque
Atabaques sind Standtrommeln, die als Vorläufer von Congas gelten. Atabaques sind auch außerhalb der Capoeira zu finden, nämlich bei den afro-brasilianischen Religionen Candomblé, Umbanda und Macumba. Atabaques werden wie ein Fass gebaut, obenauf wird ein Naturfell mit Keilen gespannt, weswegen sie auch oft als Keiltrommel bezeichnet werden.
Es gibt auch traditionelle Versionen mit Schnurspannung oder modernere Versionen mit Spannhaken. In einer Roda de Capoeira steht immer eine davon. Es gibt drei Größen von Atabaques: Die tiefste und größte ist die Rum (ca. 120cm), etwas höher gestimmt ist die Rumpi (ca. 90 cm), die höchste und kleinste heißt Lê (ca. 70 cm). In dieser Dreier-Formation werden sie traditionell in Candomblé, Umbanda und Macumba eingesetzt. In der Capoeira wird nur die Rumpi gespielt.